Hans Hütt kündigt für die nächste Finanzierungsrunde der Krautreporter die Einführung eines Genossenschaftsmodells an

Hans Hütt | Foto: Detlef Bluhm

Hans Hütt | Foto: Detlef Bluhm

In einem funkelnden Vortrag voller intelligenter Volten überraschte Hans Hütt vor dem Berliner Buchhändler Club am gestrigen Abend seine Zuhörer zunächst mit der Tatsache, dass die meinungsbildenden überregionalen Zeitungen, also die SZ, FAZ, Welt, taz und ND usw., mit ihren Verkaufsauflagen (Abos und Einzelverkauf) an einem Werktag zusammen nur noch weniger als 1% der Bevölkerung erreichen.

Unter anderem diese Situation, die der Digitalisierung des Medienmarktes geschuldet ist, führte zu der Idee eines durch Crowdfunding finanzierten und werbe- und gebührenfreien journalistischen Angebotes im Netz durch die Krautreporter, das vor nunmehr einem Jahr gestartet ist. Durch das Crowdfundig wurden zwar € 900.000,- von 15.000 Abonnenten eingenommen, die dafür je € 60,- gezahlt haben, im Juni 2015 muss aber zur weiteren Finanzierung des journalistischen Angebots eine zweite Finanzierungsrunde gestartet werden. Hier soll eine Doppelstrategie erfolgen. Einerseits wird den bisherigen Abonnenten angeboten, ihr Abo um ein weiteres Jahr zu verlängern, andererseits soll die bisherige Unternehmergesellschaft in eine Genossenschaft umgewandelt werden.

 

Foto: Detlef Bluhm

Foto: Detlef Bluhm

Der facettenreiche Vortrag von Hans Hütt drehte sich auch um die Frage nach neuen Formen der Darbietung journalistischer Inhalte. Unser Referent verwies dazu auf seine Artikelserie für die Krautreporter »Kynästhesie: Eine Graphic Novel als Anthrolologie des Alltags«, die komplett hier zu lesen ist. Er vermisse den Mut (und die Kreativität?) anderer JournalistInnen, ähnlich »neue« Formate bei den Krautreportern zu publizieren.

Auf die aktuelle Entwicklung bei Facebook eingehend, dort nun auch journalistische Inhalte einzuspielen, verwies Hans Hütt mehrfach auf den jüngsten Blogpost von Stefan Schulz, auf den hier auch verlinkt wird: »Was Facebook will?«

Im Anschluss an seinen Vortrag ergab sich eine lange Diskussion und danach lange Gespräche, die weit über das Vortragsthema hinausreichten.

 

Vorschau auf den Clubabend im Mai 2015

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Hans Hütt

Im Frühjahr 2014 sorgte das Projekt »Krautreporter« erst auf der re:publica und kurz darauf in der deutschen Medienlandschaft für Furore. Innerhalb eines Monats wollte ein Team von 28 Journalisten durch Crowdfundig € 900.000,- für ein Online-Magazin aufbringen, das sich vorgenommen hatte, Geschichten hinter den Nachrichten zu erzählen. Am letzten Tag der Finanzierungsphase war das Ziel erreicht und sie konnten an den Start gehen. »Kein deutsches Crowdfunding-Projekt dürfte medial größere Aufmerksamkeit bekommen haben« meldete anschließend der Spiegel. Seitdem gehören die Hintergrundberichte der »Krautreporter« zum Besten, was der Online-Journalismus zu bieten hat – sie brauchen den Vergleich mit den »Dritten Seiten« der überregionalen Printmedien nicht zu scheuen.

Der freie Journalist und Blogger Hans Hütt, 2014 mit dem Michael-Althen-Preis der FAZ ausgezeichnet, wird über die Geschichte, Absichten und vor allem die Perspektiven dieses in Deutschland singulären Projekts berichten.

Unser Tagungsort führt mit seinem Art-Deco-Ambiente auf eine Zeitreise und schafft so eine schillernde Verbindung zwischen der avantgardistischen Formensprache des frühen 20. Jahrhunderts und den journalistischen Intentionen der digitalen Entrepreneurs unserer Zeit.

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Nähere Informationen zu den Clubabenden des BBC sind unter dem Reiter Clubjahr 2015/2016 zu finden.